Die Menschen hinter dem Design: Eine schöne Idee, aber ist diese auch umsetzbar?
Sobald die grundsätzliche Gestaltung von Karosserie und Innenraum eines neuen Modells feststeht, Tonmodelle erstellt und detailreiche Modelle gebaut sind, sieht es so aus, als wäre das Design abgeschlossen. Doch weit gefehlt: Bis zum Start der Serienproduktion wird das Erscheinungsbild weiterhin optimiert. Oftmals wird erst beim Bau der Prototypen und in der Zusammenarbeit mit den Zulieferern klar, welche Details geändert werden sollten.
Das ist beispielsweise bei den Sitzen der Fall. Nicht selten sieht der Prototyp anders aus als der Entwurf des Designers. Das kann unter anderem den Polstermaterialien liegen, die unterschiedliche Eigenschaften haben und sich dementsprechend anders an die Schaumstofffüllungen der Sitze anfügen. Bei Leder etwa kommen Knitterfalten vor oder es sitzt zu stramm über dem Formschaum des Sitzes – beides sieht nicht gut aus. Stoffbezüge wiederum können unerwartet lose Ecken aufweisen. Auch die Platzierung der Nähte und die Kombination der Materialien spielt eine große Rolle. Bei ŠKODA befassen sich die Designer Jan Dědek und Michal Čermák mit solchen Details und sorgen dafür, dass der serienreife Sitz trotz dieser Herausforderungen möglichst exakt so aussieht, wie ihn der Designer entworfen hat.
Im ersten Schritt prüfen die Designer anhand von Tonmodellen des Innenraums verschiedene Volumina und Dimensionen. Anschließend kommen die Details hinzu: Fugen, Übergänge sowie das Zusammenwirken verschiedener Teile. Diese Vorbereitungen sind entscheidend für die optimierten Prototypen. Designer Jan Dědek erklärt: „Bei unserer Arbeit geht es teilweise um winzige Anpassungen der Position von Knöpfen. Wir markieren die Punkte auf den Modellen, die wichtig sind oder verschoben werden müssen“. Die Arbeit erfordert einen kreativen Ansatz und konstruktives Denken. Beide Designer sind Absolventen einer technischen Universität.
Damit alles richtig aussieht
„Bei vielen Teilen sagen uns die Lieferanten, was realistisch ist. Manchmal müssen wir akzeptieren, was überhaupt produziert werden kann“, fügt Dědek hinzu. Die Herausforderung besteht darin, dass das Endergebnis so originalgetreu wie möglich aussieht. Nicht zu vergessen, die wirtschaftlichen Aspekte. „Es ist eine akribische Arbeit, bei der wir die kleinsten Details prüfen, an die die Leute oft gar nicht denken.“, ergänzt Designer Michal Čermák. Einige Details im Innenraum entwerfen die Designer selbst. „Wir arbeiten beispielsweise an dem Gebläse des Belüftungssystems, des Handschuhfachs, den Becherhaltern und anderen Details.“, so Čermák.
Da es um viele Details geht, ist die Zusammenarbeit mit den anderen ŠKODA Abteilungen und Zulieferern enorm wichtig. Das Interieur-Design-Team wird von Peter Olah geleitet. „Wir sind bereits in die Vorbereitung der Designmodelle involviert, wir arbeiten mit der technischen Entwicklung zusammen, wir sind an den Testfahrten der Prototypen beteiligt, wir arbeiten mit unseren Kollegen am Materialdesign, wir sehen uns die Designdaten an und stimmen die Details mit den Zulieferern ab“, so Dědek. Er fügt noch hinzu, dass die Kommunikation mit den Zulieferern über jeweils die Abteilung erfolgt, die für ein bestimmtes Teil des Autos verantwortlich ist.
„Die Aufgabe der beiden besteht im Wesentlichen darin, die Grundidee des Designs zu verstehen und in eine machbare Form zu bringen. In eine Form, die herstellbar und in Bezug auf Funktionalität und Kosten optimiert ist“, so Chef Peter Olah. „Sie machen einen wirklich tollen Job. Sie suchen immer nach dem Weg, der der ursprünglichen Idee am treuesten bleibt“, betont der Leiter Innenraumdesign.
Ideen und Erfahrung
„Wir arbeiten oft an verschiedenen Simply Clever Details, die Teile der DNA von ŠKODA sind. Manchmal kommt die Idee von uns, wie im Fall der Handytasche an der Rückseite der Vordersitzlehnen. In anderen Fällen haben die Ingenieure die Idee und wir arbeiten am Design“, so Jan Dědek. Beim ŠKODA ENYAQ iV hat das Team an einer neuen Position des Eiskratzers gearbeitet. Dieser befindet sich jetzt in der Kofferraumklappe und nicht mehr unter der Abdeckung des Ladeanschlusses, die beim Laden lange offenbleibt.
Der ENYAQ iV trägt in vielem die Handschrift der Machbarkeits-Profis. Bei der Praxiserprobung des Vorserienfahrzeugs stellte sich beispielsweise heraus, dass der Türgriff ergonomisch angepasst werden muss. „In einem solchen Fall müssen wir schnell und effizient vorgehen. In Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen haben wir eine kleine Anpassung im Design vorgenommen und dabei die Anforderungen an die Funktionalität berücksichtigt“, erläutert Michal Čermák. Bei der Entwicklung geht es auch oft nur darum, sich Wissen und Erfahrung für spätere Fahrzeuge anzueignen. Laut Čermák sind Änderungen auch nicht immer notwendig und verkomplizieren die Prozesse.
Das bedeutet auch, dass diese Arbeit vor allem von erfahrenen Designern erledigt wird. „Nach der Schule hat man vielleicht gute Ideen, aber nicht die Erfahrung und nicht das geschulte Auge fürs Detail“, schmunzelt Jan Dědek. „Andererseits lernen wir auch ständig Neues dazu. Es gibt neue Herausforderungen, zum Beispiel in Form von neuen Materialien, mit denen wir anfangen zu arbeiten und mit denen wir Dinge lösen, die wir vorher nicht gelöst haben“, fügt er hinzu. „Viele dieser neuen Details werden gemeinsam mit den Designern aus der Abteilung Color & Trim bearbeitet“, erklärt Dědek.
Ihr Job ist auch deswegen nicht immer einfach, weil es oft um Kompromisse geht. „Oft weißt du, wie du ein tolles Aussehen erreichen kannst, aber auch, dass es viel Geld kosten wird. Das führt auch zu hitzigen Diskussionen und der Suche nach Kompromissen. Aber dann ist es umso beeindruckender das Ergebnis zu sehen, welches einerseits den Vorstellungen der Designer entspricht, aber gleichzeitig auch unsere Handschrift in den Details trägt“, sagt Michal Čermák stolz.
„Die Arbeit dieses kleinen Teams ist oftmals nicht sichtbar, aber ihnen ist zu verdanken, dass die ŠKODA Modelle das sind, was sie sind: anspruchsvoll, mit durchdachten Details, elegant und praktisch“, fasst Peter Olah zusammen und rundet somit unseren Blick hinter die Kulissen ab.