Die legendärsten Rallye-Oldtimer von Škoda und ihre größten Erfolge
Škoda blickt auf eine beeindruckende Geschichte im Rallyesport zurück. Spektakuläre Erfolge erlebte der tschechische Autohersteller beispielsweise gleich mehrfach bei der legendären Rallye Monte Carlo. Auch heute begeistern die Motorsport-Legenden aus dem Hause Škoda Rallyefans und Oldtimer-Enthusiasten gleichermaßen. Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit und erzählen die Geschichten hinter den Rallye-Ikonen aus Mladá Boleslav.
Der Grundstein des Rallye-Erfolgs: der Škoda Popular Sport
Die Rallye Monte Carlo ist legendär. Legendär sind auch viele historische Rallyefahrzeuge von Škoda – so wie der Popular Sport, mit dem die Tschechen Zdeněk Pohl und Jaroslav Hausman 1936 bei der Monte starteten.
Zuvor hatten sich der hauptberufliche Rennfahrer Pohl und der Ingenieur Hausman im verschneiten Siebengebirge auf ihren abenteuerlichen Einsatz vorbereitet. Dabei ging es unter anderem um den Test von wetterfester Kleidung und verschiedener Geländereifen. Schließlich handelte es sich beim Popular Sport um einen Roadster. Klar war auch: Bei ihrer Fahrt an die Cote d’Azur erwartete die 105 Rallye-Teilnehmer jede Menge Schnee. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte: Das Duo Pohl/Hausman würde bei seinem Monte-Debüt den Grundstein für Škodas Erfolgsgeschichte im Rallyesport legen.
Der Popular Sport, dessen Basismodell erst ein Jahr zuvor auf den Markt gekommen war, kombinierte das leichte Fahrwerk des Škoda Popular mit dem Vierzylinder-Motor des leistungsstärkeren Škoda Rapid. Die 1,4-Liter-Maschine brachte es auf 25 kW (34 PS) und beschleunigte den nur 790 Kilogramm schweren Rallye-Roadster auf eine Höchstgeschwindigkeit von rund 110 km/h.
Die Rallye führte die Teilnehmer über rund 4.000 Kilometer quer durch Europa. Zunächst ging es von Prag zum Startort Athen und von dort über Thessaloniki, Belgrad, Budapest, Wien, Straßburg und Avignon zum Ziel in Monte Carlo. Dabei trotzte das Duo Pohl und Hausman in seinem Popular Sport Wind und Wetter. Für zumindest etwas Komfort sorgten eine Warmluft-Zusatzheizung, Halter für Thermoskannen sowie eine teilweise beheizbare Windschutzscheibe. Die Lehne des Beifahrersitzes ließ sich nach hinten umklappen, sodass sich jeweils einer der beiden während der Rallye für kurze Zeit ausruhen konnte.
Trotzdem brachte die anstrengende Fahrt die beiden Tschechen zeitweise an ihre Grenzen. So erinnerte sich Zdeněk Pohl später: „Unterwegs habe ich merkwürdige Dinge gesehen. Einmal kam ein Pferd in voller Fahrt rückwärts auf uns zu, ein anderes Mal musste ich einem Elefanten ausweichen. Tatsächlich war die Straße natürlich frei, wir hatten schlichtweg Halluzinationen nach der vierten Nacht ohne Schlaf. Das Brummen des Motors machte uns schläfrig, außerdem war es sehr neblig.“
Der Lohn der Mühe: Von Athen aus erreichten Pohl und Hausman mit ihrem Škoda Popular Sport nach vier Tagen und 3.852 Kilometern das Ziel in Monte Carlo als zweites Team in der Klasse bis 1,5 Liter Hubraum. Bis heute gilt ihr Triumph als eine der herausragendsten Erfolge in der Rallye-Geschichte von Škoda.
Über Jahre dominant: der Škoda Octavia Touring Sport
Nach einer leichten Entspannung der politischen Lage Ende der 1950er-Jahre kehrte Škoda in den internationalen Motorsport zurück, um das technische Potenzial der Marke vor internationalem Publikum unter Beweis zu stellen. 1956 startete das Werksteam erstmals seit 1949 wieder bei der prestigeträchtigen Rallye Monte Carlo und setzte bei diesem Comback erstmals den Octavia Touring Sport (TS) ein.
Der Wagen verfügte über ein Leergewicht von 920 Kilogramm. Im Gegensatz zur Basisvariante besaß der 1,1-Liter-Motor des TS zwei Fallstromvergaser. Dank eines neuen Ansaugrohrs und verdichteter Deflektoren an den Kolben stieg die Leistung des Motors auf rund 36,7 kW (50 PS). Das maximale Drehmoment von 74,5 Nm erreichte der Rallye-Octavia bei 3.500 U/min. Er schaffte eine Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h.
1961 war das erfolgreichste Jahr für den Octavia Touring Sport. In Monte Carlo belegte das finnische Duo Esko Keinänen und Rainer Eklund den sechsten Gesamtrang und den ersten Platz in seiner Klasse. Die Konkurrenz war von diesem Erfolg so beeindruckt, dass bei der darauffolgenden Monte nicht weniger als 16 Teams mit dem tschechischen Rallye-Boliden antraten. Wie im Jahr zuvor dominierten die Finnen Keinänen/Eklund ihre Klasse und setzten sich gegen vier Fahrzeuge von Alfa Romeo durch. Auch 1963 triumphierte der Octavia TS in seiner Klasse in Monaco, diesmal mit dem norwegischen Duo Arve Andersen-Edward Gjölberg und Monty Karlan an Bord.
Raritäten setzen neue Maßstäbe: der 180 RS und der 200 RS
Rund ein Jahrzehnt nach den Erfolgen des Octavia TS standen die Škoda Ingenieure vor einer besonderen Herausforderung. Sie wussten, dass Fahrzeuge mit einem 1,1- und 1,2-Liter-Hubraum auf dem internationalen Rallyeparkett nicht mehr lange konkurrenzfähig sein würden. Die Konkurrenz nutzte bereits Rallyeautos mit 1,3 Liter großen Motoren.
So entstanden Anfang der 1970er Jahre die Prototypen Škoda 180 RS und 200 RS. Sie basierten auf dem Škoda 110 R, verfügten aber über deutlich mehr Leistung. So wurde der 180 RS von einem Vierzylinder-Motor mit 1,8 Litern Hubraum und 113 kW (154 PS) angetrieben. Im 200 RS kam ein Zweiliter-Vierzylinder-Aggregat mit 120 kW (163 PS) zum Einsatz. Um Gewicht zu sparen, wurden Dach, Fronthaube und die äußeren Türverkleidungen beider Boliden aus Aluminium gefertigt. Die Motorabdeckung am Heck bestand aus Fiberglas. Aufgrund seiner Leistung und seines geringen Gewichts erreichte der 200 RS eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h.
Nach vier Jahren Entwicklungszeit rollte der Škoda 200 RS erstmals bei der tschechischen IDA Rallye 1974 an den Start. Zwei weitere Rallye-Einsätze folgten kurze Zeit später: die Barum Rallye und die Škoda Rallye in Mladá Boleslav, bei der auch der 180 RS mit von der Partie war.
Eine Reglementänderung verhinderte jedoch den sportlichen Durchbruch der beiden Rallyeboliden, die die Konkurrenz bei ihren ersten Einsätzen das Fürchten lehren konnten. Der Motosport-Weltverband schloss Prototypen von der Teilnahme an Rallyes aus, stattdessen sollten die teilnehmenden Fahrzeuge auf Serienmodellen basieren. Damit endeten die Karrieren des 180 RS und 200 RS unvorhersehbar plötzlich. Doch das Vermächtnis der beiden Leichtbau-Coupés bleibt bis heute bestehen: Die Bezeichnung RS (Rallye Sport) benutzt der tschechische Autohersteller seither für die sportlichen Varianten seiner Modelle.
Eine Legende wurde geboren: der Škoda 130 RS
Als Nachfolgermodell von 180 RS und 200 RS entwickelten die Rennsport-Ingenieure in Mladá Boleslav den Škoda 130 RS. Technisch basierte er auf dem Škoda 110 R, der 1970 auf den Markt gekommen war. Mit den Erkenntnissen aus den Vorgängermodellen entstand ein Renn- und Rallyefahrzeug, das als „Porsche des Ostens“ in die Geschichtsbücher des Motorsports einging.
Der Škoda 130 RS besaß einen Heckantrieb, wog nur 720 Kilogramm und war mit einem 103 kW (140 PS) starken 1,3-Liter-Vierzylindermotor bestückt. Gleich in seiner ersten Rennsaison belegte Škoda mit dem 130 RS die ersten drei Plätze des Peace and Friendship Cup, einer anspruchsvollen Rennserie, die im damaligen Ostblock ausgetragen wurde. Die Erfolgsstory nahm ihren Lauf, und natürlich war auch sie eng mit der Rallye Monte Carlo verbunden.
Von 198 Teams, die am 22. Januar 1977 zur Monte aufbrachen, kamen nur 43 im Ziel an. Darunter Václav Blahna und Lubislav Hlávka im 130 RS, die den Sieg in ihrer Klasse einfuhren. Nur einen Platz hinter ihnen rangierten Milan Zapadlo und Jiří Motal, ebenfalls in einem Škoda 130 RS.
Auch bei der Rallye Akropolis, die ein Jahr später stattfand und bis heute zu einer der anspruchsvollsten Rallyes der Welt zählt, fuhr das Duo Zapadlo/Motal mit einem 130 RS zum Sieg in seiner Klasse. Im Laufe seiner Karriere erzielte das Renncoupé viele weitere herausragende Ergebnisse bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Der historisch größte Erfolg gelang dem 130 RS auf Asphalt bei der Tourenwagen-Europameisterschaft 1981. Hier sicherten sich die Škoda Teams sieben Divisionssiege und somit den Herstellertitel in der damals populärsten Meisterschaft für seriennahe Rennwagen.
Noch heute können Sie den legendären "Porsche des Ostens" sehen. Der siebenfache Deutsche Rallye-Meister bewegt den 130 RS regelmäßig bei historischen Classic- und Rallye-Veranstaltungen wie dem „Eifel Rallye Festival".
Der letzte Rallye-Škoda mit Heckantrieb: der Škoda 130 LR
Knapp zehn Jahre nach der Premiere des legendären Škoda 130 RS ging mit dem Škoda 130 LR die nächste Generation von Rallyefahrzeugen aus Mladá Boleslav an den Start.
Mit dem Ziel, an die Erfolge seines Vorgängers anzuknüpfen, debütierte der 130 LR bei der Valašská zima Rallye 1985. Ausgestattet mit einem Heckmotor, war der 130 LR im Vergleich zu den Konkurrenzmodellen eher unkonventionell gestaltet. Einzig der Porsche 911 ähnelte ihm beim technischen Design. Trotzt seiner teils deutlich geringeren Leistung von 95 kW (130 PS) hatte der 130 LR jedoch keine Nachteile bei Renneinsätzen. Seine Erfolge sprechen für sich. So feierte Škoda bei der Wettbewerbspremiere des 130 LR gleich mal einen Dreifachsieg.
Rund ein Jahr später ging Škoda erneut bei der Akropolis-Rallye an den Start. Auch hier präsentierte sich der 130 LR von seiner besten Seite: Das Duo Ladislav Křeček und Bořivoj Motl holte den Klassensieg und wurde 13. in der Gesamtwertung. Dieses Ergebnis konnten sie bei der Rallye San Remo 1986 sogar noch toppen: Hier gelang ihnen neben dem Klassensieg der sechste Gesamtrang. Bei Sammlern steht der 130 LR bis heute hoch im Kurs.
Die Škoda Rallye-Oldtimer auf Veranstaltungen
Wollen Sie unsere Oldtimer einmal live erleben? Dann besuchen Sie uns auf zahlreichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Techno Classica in Essen vom 12. bis 16. April 2023 oder auf der Oldtimerrallye Hamburg-Berlin-Klassik vom 25. bis 27. August 2023.