Laurin & Klement: Wenn zwei Genies aufeinander treffen

Laurin & Klement: Wenn zwei Genies aufeinander treffen
18. 8. 2020 Uncategorized

Der Erfolg des Unternehmens ŠKODA hängt maßgeblich mit seinen beiden kongenialen Gründern zusammen – und mit einem Brief aus Dresden.

„Wenn Sie von uns Antwort haben wollen, verlangen wir Ihre Mitteilung in einer uns verständlichen Sprache.“ Diese Zeilen erhielt Václav Klement als Antwort auf seine höflich formulierte Beschwerde an eine Dresdner Fahrradmanufaktur, weil bei seinem „Germania“ durch einen Konstruktionsfehler permanent die Kette herunterfiel. Die arrogante Antwort erzürnte den damals 25-Jährigen – und legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte von ŠKODA.




Das Fahrrad prägt die Zukunft

Václav Klement wuchs in Velvary nordwestlich von Prag auf. Nach dem Tod der Mutter, Klement war gerade elf Jahre alt, förderte ihn sein Lehrer. Er ließ sich zum Buchhändler ausbilden, was ihm Zugang zu höheren gesellschaftlichen Kreisen ermöglichte. Bereits mit 18 Jahren leitete er eine Buchhandlung in Mladá Boleslav. Dank des höheren Einkommens leistete er sich eines der ersten Fahrräder der Stadt und gründete mit anderen Interessierten den örtlichen Verein der Fahrradfahrer. 1891, mit gerade einmal 23 Jahren, kaufte er die Buchhandlung Novotny in Mladá Boleslav – für 3.000 Goldstücke. Um die Kreditsumme schneller abzahlen zu können, handelte Klement nebenbei mit Fahrrädern. Das Fahrrad und eine schicksalhafte Begegnung sollten seine Zukunft prägen – und damit auch die des bekanntesten tschechischen Autoherstellers ŠKODA.

Václav Laurin erblickte das Licht der Welt im Jahr 1865 in der nordböhmischen Siedlung Kamení. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und absolvierte eine Lehre zum Maschinenschlosser. 1893 legte er in Dresden die Prüfung zur Bedienung von Dampfmaschinen ab. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde er in Turnov Gesellschafter des Unternehmers Josef Kraus, mit dem er gemeinsam Fahrräder produzierte. Doch nur ein Jahr später verließ er das Unternehmen aufgrund von Unstimmigkeiten. Sicher rechnete er zu diesem Zeitpunkt noch nicht damit, dass sein Name schon bald in die Weltgeschichte des Automobilbaus eingehen sollte.

Perfektion und Vision

1895 lernten sich die beiden Namensvetter persönlich kennen. Laurin, der perfektionistische Techniker, und Klement, der visionäre Geschäftsmann, beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und eine unternehmerische Vereinbarung zu treffen. Noch im gleichen Jahr liefen in ihrer Firma L&K die Reparaturen von Fahrrädern und erste Vorbereitungen zu ihrer Produktion an. Die Werkstatt entwickelte sich schrittweise zu einer Fahrradmanufaktur, in der das Modell „Slavia“ mit hochwertigen Komponenten und Materialien aus Großbritannien gefertigt wurde. Klement vergaß den Brief aus Dresden nie und setzte bei seinen eigenen Fahrrädern auf patriotische Reklame: „Wählen Sie das Fahrrad Slavia, das bewährte Produkt unserer größten tschechischen Fabrik für Fahrräder – die keinen Reklamehumbug, sondern die beste Qualität der Produkte darstellt, die mit den renommiertesten Werken im Ausland erfolgreich konkurrieren können.“

 

Vom Zweirad zum Automobil

Laurin & Klement entwickelte sich schnell zu einem anerkannter Fahrradhersteller. Die Geschäfte liefen gut. Schon bald brachten die beiden Unternehmer motorisierte Zweiräder auf den Markt. Bekanntheit bis weit über die Grenzen ihrer tschechoslowakischen Heimat hinweg erlangten die Motorräder aus dem Hause Laurin & Klement nicht zuletzt durch zahlreiche spektakuläre Siege bei Motorradrennen. Hierbei überzeugte neben der Schnelligkeit auch die vorbildliche Zuverlässigkeit der Zweiräder aus Mladá Boleslav.

Václav Laurin und Václav Klement ruhten sich jedoch nicht auf den errungenen Lorbeeren aus. Sie ahnten, dass künftige Entwicklungen dem Bedürfnis nach mehr Komfort und Luxus bei der Art der Fortbewegung Rechnung tragen müssten. Daher entstanden bei L&K schon früh die ersten Versuchsträger von mehrspurigen Fahrzeugen, die aus Motorradteilen zusammengebaut wurden. 1905 rollte das erste Automobil aus den Fabriktoren: die L&K Voiturette A. Damit zählte das Unternehmen zu den Pionieren des Automobilbaus und überzeugte seitdem mit rasantem Wachstum.

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